In unserem Youth Earth Talk III am 20. September 2019 mit Frau Dr. Eike Lena Neuschulz vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum und Herrn Prof. Dr. Mulch, stellvertretender Generaldirektor der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, ging es um die Bedeutung von Artenvielfalt für die Natur und den Menschen. Neben dem Klima ist Artenvielfalt (Biodiversität) eine zentrale Komponente in unseren Ökosystemen. Doch welche Auswirkungen hat der Klimawandel auf die lebendige Umwelt und die unterschiedlichen Ökosysteme und warum sollten wir das Thema Artenvielfalt in der derzeitigen Debatte um Klima und Landnutzung stärker berücksichtigen?
80-95 % der Landpflanzen sind auf die Bestäubung durch Insekten angewiesen. Bei diesen Zahlen wird sofort klar, dass die Bedrohung von Artenvielfalt auch direkte Auswirkungen auf den Menschen mit sich bringt. So können z.B. die Bestäuber von Nutzpflanzen, die aufgrund des Einsatzes von Pestiziden in der Landwirtschaft oder z.B. durch die Einfuhr von Milbenarten (durch den Menschen) massiv geschwächt werden, ihrer Funktion als „Dienstleister im Ökosystem“ nicht mehr nachkommen.
Frau Dr. Neuschulz erläuterte die Wechselwirkungen zwischen Pflanzen und Tieren in tropischen und temperaten Bergregionen beispielhaft anhand aktueller Forschungsprojekte. So werden die Samen von 90 % der tropischen und 30-40 % der temperaten Bäume durch Vögel verbreitet. Am Beispiel der Zierbelkiefer und des Tannenhähers veranschaulichte sie dem jungen und junggebliebenen Publikum u.a., wie groß die Wechselbeziehung und die Abhängigkeit zweier Arten sein kann. Denn das Fressverhalten des Vogels und die Lagerung seines Futters (die Samen der Zirbelkiefer) stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Verbreitung der Zirbelkiefern in den Alpen.
Wenn sich das Klima wandelt, müssen sich alle Partner eines Ökosystems „wandeln“ i.S.v. anpassen, sonst wird mindestens einer der beteiligten Partner unter dem Wandel „leiden“ müssen. Die Komplexität dieser Wechselbeziehungen und die Folgen des Klimawandels auf die Artenvielfalt sind lt. Frau Dr. Neuschulz nach wie vor noch nicht ausreichend erforscht und bedürfen einer langen Beobachtung, um verlässliche Befunde und Prognosen zu liefern.
In der anschließenden, regen Diskussion mit Herrn Dr. Mulch, Frau Dr. Neuschulz und den Teilnehmern ging es u.a. darum, was jeder selbst für den Erhalt der Artenvielfalt tun könne (z.B. die Errichtung sogenannter Insektenhotels bei sich auf dem Balkon, im Garten; Drosselung des eigenen Energieverbrauchs), aber auch was die Landwirtschaft und die Politik tun müssen: z.B. Vermeidung von Pestiziden, Vermeidung der Anpflanzung von Monokulturen, Bepflanzung brach liegender Flächen – Lebensräume schaffen.
Mit neuen Erkenntnissen und Anregungen machten sich die Teilnehmer nach gut 2 Stunden auf den Heimweg.